Die Sträußelsäle
Hier finden Matineen, Literatursalons, das JosefStadtgespräch und Präsentationen statt.
Die Sträußelsäle sind aber auch das Pausenfoyer des Theaters in der Josefstadt und ein beliebter Treffpunkt vor der Vorstellung und in der Pause. Das Buffet in den Sträußelsälen hat eine Stunde vor jeder Vorstellung für Sie geöffnet.
Die Sträußelsäle verfügen bei Veranstaltungen über 152 Sitzplätze.
Vermietung
Die Sträußelsäle eignen sich wunderbar für Präsentationen, Pressegespräche, Kundenveranstaltungen und Empfänge vor oder nach einer Vorstellung.
Für Anfragen zu Vermietungen steht Ihnen Nicole Klöckl, Tel. +43 1 - 42700-208 gerne zur Verfügung.

Die Geschichte der Sträußelsäle
Die traditionsreichen Sträußelsäle haben im Laufe ihrer Geschichte vieles erlebt.
Einst tanzte das Publikum hier beschwingt im Dreivierteltakt. Doch auch Politisches wird in den Sträußelsälen verhandelt, als im Revolutionsjahr 1848 Karl Marx über die "Ausbeutung im Kapitalismus" spricht.
Und der berühmte Max Reinhardt versammelt hier später Wiens Kulturschickeria zum ausgelassenen Feiern.
Die Walzerzeit mit ihren bunten Bällen markiert den Beginn der Geschichte der Sträußelsäle. Hier spielen die musikalischen Größen der Zeit auf zu großen, gut besuchten Tanzveranstaltungen. Doch die Geschichte der Lokalität endet nicht mit Lanner, Strauss und Co.
Die Sträußelsäle im Theater in der Josefstadt
Die Sträußelsäle im 8. Wiener Gemeindebezirk gehören zu den wenigen musikalischen Hotspots des 19. Jahrhunderts, die es heute noch gibt und die trotz mehrfacher Renovierungen die Aura des Originals ausstrahlen. Wie bei vielen vergleichbaren Etablissements war in diesem Fall ein Gastwirt der Gründer: Wolfgang Retschel, Eigentümer des Gasthauses "Bey den goldenen Straußen" und Betreiber des Theaters in der Josefstadt, eröffnete die Sträußelsäle im hinteren Teil seines Gasthauses mit einem fulminanten Ball am 1. Juni 1834, bei dem Johann Strauss (Vater) und seine Kapelle aufspielten.
Für die Sträußelsäle wurden damals keine Kosten gescheut. Der führende Vertreter der Wiener Biedermeierarchitektur, Joseph Kornhäusel, war mit dem Umbau und der Innengestaltung beauftragt worden. Und schon 1836 gab es Gasbeleuchtung – lange bevor die ganze Stadt von der englischen "Imperial-Continental-Gas-Association" erschlossen wurde. Die Ballbesucher zeigten sich angetan und die Sträußelsäle waren bald überaus beliebt beim tanz- und musikbegeisterten Wiener Publikum.
Richard Wagner beschrieb begeistert die Atmosphäre bei einem dieser Bälle in der "Tabagie von Sträußlein" mit Johann Strauss (Vater): "Unvergesslich blieb mir hierbei die für jede von ihm vorgegeigte Pièce sich gleich willig erzeugende, an Raserei grenzende Begeisterung des wunderlichen Johann Strauß. Dieser Dämon des Wiener musikalischen Volksgeistes erzitterte beim Beginn eines neuen Walzers wie eine Pythia auf dem Dreifuß, und ein wahres Wonnegewieher des wirklich mehr von seiner Musik als von den genossenen Getränken berauschten Auditoriums trieb die Begeisterung des zauberischen Vorgeigers auf eine für mich fast beängstigende Höhe."
Strauss, Lanner, Fahrbach & Co — alle spielen sie auf
Das Programm der Sträußelsäle umfasste alle bekannten und beliebten Kapellmeister der Zeit. Der Walzerkomponist Joseph Lanner und seine Kapelle brachten das Publikum ebenso in Ekstase, wie die Dirigenten Philipp Fahrbach und Carl Bendl mit ihren Kapellen. Bis zu 600 Gäste begeisterten die Musiker bei ihren Bällen und Réunionen. Johann Strauss Sohn komponierte sogar einen eigenen Walzer, "Sträußchen" (op.15), der am 20. Juli 1845 in den Sträußelsälen uraufgeführt wurde und viele Jahre später noch bei den Neujahrskonzerten der Wiener Philharmoniker gespielt werden sollte.
Politik und Publikum mit zweifelhaftem Ruf
Doch nicht nur ausgelassene Walzermusik erklang in den Sträußelsälen, auch als Veranstaltungsort für politische Vorträge schrieb die Lokalität Geschichte. Ein Dr. Karl Marx aus Paris hielt im Revolutionsjahr 1848 für den Ersten Allgemeinen Arbeiterverein am 30. August und 2. September in diesem noblen Ambiente zwei Vorträge. Vor rund 1.000 Zuhörern berichtete er zuerst über die Revolutionen in Deutschland und Frankreich sowie in weiterer Folge über "Lohnarbeit und Ausbeutung im Kapitalismus". Mit der Niederschlagung der Revolution verschwand die Politik wieder aus den Sträußelsälen.
Auch die kulturelle Begeisterung ebbte nach einigen Jahren ab und die "feine" Gesellschaft zog sich – wohl wegen der großen Konkurrenz immer aufwendiger und phantasievoller inszenierter Vergnügungsstätten – aus der Josefstadt zurück. Zeitweilig galten die Sträußelsäle gar als Treffpunkt der "Unterwelt", damals elegant mit "Demimonde" umschrieben. 1885 wurden die Säle geschlossen, nachdem der Versuch gescheitert war, sie unter dem Namen "Josefstädtisches Orpheum" als Singspielhalle und für Gymnastikproduktionen nachhaltig zu etablieren.
Neues Leben für die Sträußelsäle
Bis 1924 blieben die Sträußelsäle gesperrt, sie wurden teilweise als Requisitendepot für das Theater genützt. Erst der legendäre Theaterdirektor und Regisseur Max Reinhardt ließ im Zuge einer Renovierung durch Carl Witzmann die Magie der Säle wieder aufleben. Architekt Witzmann versuchte, die Aura der Biedermeiersäle und der Deckenmalereien und Lunetten sowie der mattgrünen Wände zu erhalten. Gleichzeitig sollten ein moderner Gesamteindruck geschaffen und die stilgeschichtlichen Unterschiede zum Theater in der Josefstadt mit einem neuen, direkten Zugang überbrückt werden.
Die Presse berichtete aufgeregt von der neuen Lokalität, wo man mit Altwiener Tradition und Blumensträußerldeko bis zu 1.000 Personen bewirten wollte. Auch Kammermusikabende und Bälle mit bester Küche und "trefflichen Eigenbauweinen" versprachen ein wunderbares kulinarisches Erlebnis beim Souper in gediegenem Rahmen.
Der renommierte Autor Franz Theodor Csokor berichtete bei der Wiedereröffnung begeistert: "Der Raum trägt das Stigma jenes Freimaurerstils, der (…) besonders im Dekorationswesen der Bühne deutlich wurde. Aus solchem Geiste ist Mozarts "Zauberflöte" geboren, und wie Sarastros Halle muten auch die feierlichen Säulen mit ihren halb ägyptisierenden, halb gräcisierenden Kapitellen an, die den Raum in drei kleinere Säle teilen. Einen von ihnen hat der Architekt in ein Gemach aus dem Dogenpalast verwandelt, alt-venezianische Leuchter, Spiegel und Türen zieren die Wände. Die Decke aber ist auch aus Venedig hergeschafft: schweres Barock mit Malereien des 18. Jahrhunderts."
Reinhardt feiert in den Sträußelsälen
Max Reinhardt wusste nicht nur auf seinem Schloss Leopoldskron in Salzburg opulente Feste zu inszenieren. Immer wieder feierte der Theaterdirektor auch mit prominenten Künstlerinnen und Künstlern in seinen „neuen alten“ Sträußelsälen. 1926 lud Reinhardt nach der Premiere von "Angermann" zu "Gulasch bei Reinhardt" in die Säle. Es fand sich fast die gesamte Wiener Kulturschickeria bei diesem Fest ein – der Dramatiker Gerhart Hauptmann war unter den Gästen und sogar Arthur Schnitzler war gekommen. Dazu gab es ein gediegenes Unterhaltungsprogramm – unter anderem mit Egon Friedell, Hans Moser und Hugo Thimig.
Nach 1945 baute der Bühnenbildner Otto Niedermoser die Sträußelsäle nochmals um. Die im Krieg beschädigte Holzdecke und die hölzernen Säulen wurden ersetzt. Noch bis Mitte der 1960er Jahre gab es stimmige Hausbälle, die Josefstädter Schauspielerinnen und Schauspieler tanzten, bis der Parkettboden gefährdet war. 1983 wurden die ursprüngliche Wandgliederung und die Ornamente freigelegt, das Biedermeier-Grün kam wieder zum Vorschein. Heute finden hier Matineen, Literatursalons, und Präsentationen statt. Vor allem aber sind die Sträußelsäle auch das Pausenfoyer des Theaters in der Josefstadt. All das mit dem Flair und Zauber aus 1834.
(Oliver Rathkolb (Text), für ORF Topos, Sabine Aßmann (Redaktion), für ORF Topos)
Historisches
1834 Vom Besitzer des Theaters in der Josefstadt, Wolfgang Reischel, im hinteren Trakt seines Gasthauses "Zum goldenen Straußen" angrenzend an das Theater als "Sträußelsäle" erbaut. Eröffnung am 1. Juni mit einem großen Ball, bei dem Johann Strauß Vater dirigierte, der schon vorher "Josephstädter Tänze" geschrieben hatte.
Es wird bald darauf eines der beliebtesten Lokale, dessen Freitagsreunionen und Sonntagsbälle viel Publikum anzogen, neben Strauß und vielen anderen Walzerzelebritäten konzertiert häufig auch Josef Lanner.
1850 Erstmals Schließung des Vergnügungslokals wegen "zweifelhaften Publikums".
1873 Zur Wiener Weltausstellung nochmals großer Aufschwung.
1884 Nun "Josephstädter Orpheum" genannt, werden die Räume als Singspielhallen und für Gymnastikproduktionen verwendet und nach neuerlichem Niedergang nur mehr als Kulissen- und Requisitendepot verwendet.
1924 Reinhardt lässt durch Carl Witzmann auch die Sträußelsäle glanzvoll erneuern, der Raum ist mit dem Theater und dem "Straußen"-Nachfolge-Restaurant "Weißer Hahn" verbunden und lädt mit Tischen und Stühlen nach der Vorstellung zum Souper ein.
1983 Wiederherstellung der ursprünglichen Wandgliederung - nach Vazquez' Plan - und Anbringung des ursprünglichen Ornamentschmucks nach gelungener Freilegung der alten Originale; Versuch, mit dem "Rasumofsky-Grün" die Biedermeierfarbe wiederzufinden.
2007 Renovierung der Sträußelsäle im Zuge der Generalrenovierung in der Josefstadt.
Sitzplan
